3. Sport-Fun Schlittenhundewochende in
Loosdorf
(oder: Wieviele Lektionen brauche ich, um Musher zu sein?)
Dass sich Schlittenhundbesitzer und
ihre vierbeinigen Pelztiere auch dann wohl fühlen, wenn nicht gerade
tiefster Winter herrscht, wurde auf dieser Veranstaltung (organisiert vom
ÖSHS, gemeinsam mit HCÖ und AMCÖ) ausreichend bewiesen.
Bereits bei der Anreise am Freitag konnten wir feststellen, dass
zahlreiche Freunde der Nordischen dem Ruf des ÖSHS gefolgt waren; - mit
ihnen natürlich ihre Vierbeiner, sodass sich das Stakeout neben den beiden
idyllisch gelegenen Fischteichen kontinuierlich füllte. Gespannt harrten
wir der Dinge, die da auf uns zukommen würden . immerhin hatten ÖSHS und
HCÖ "versprochen", uns Trainingsgeräte zur Verfügung zu stellen
....
Ein wohliges "Lagerfeuerfeeling" verbreitete sich beim gemeinsamen Abend
in der Schutzhütte des Fischereivereines, wo so manche Geschichte (man
hörte von Mushern, die heute noch - nach einem Rennen in Burgenland - in
Ungarn herumirren und die Zielfahne suchen) erzählt wurde - so stellten
wir rasch fest, dass wir hier richtig waren - wir wollten doch auch etwas
lernen ...
1. Lektion: Wenn du Jäger- und Anglerlatein kennst,
kannst du dich mit den meisten Mushern verständigen - Musherlatein klingt
ähnlich, Begebenheiten werden nur noch etwas (viel) mehr ausgeschmückt -
Schlitten sind schneller, Huskies größer und stärker, etc.. Wir sehen die
Redewendung "Traue keinem Musher" jetzt mit ganz anderen Augen ....
Die Nacht verlief ruhig, wenn man davon absieht, dass
sich die Hunde offensichtlich viel zu erzählen hatten. Es reichte, wenn
einer anfing, zu heulen, - die ganze Bande gab ihren Kommentar dazu! Noch
näher konnte Alaska gar nicht sein, als in diesen Momenten - also; Augen
zu und träumen! Übrigens, - wenn Sie dieses Feeling ebenfalls schätzen
(oder so wie wir süchtig danach sind) - kommen Sie doch auch zur nächsten
Veranstaltung, - Sie werden ganz sicher nicht enttäuscht in Ihren
Erwartungen!
Doch bereits am nächsten Tag wurde aus den Träumen "ernste" Realität -
zumindest für uns Rookies, die wir zum ersten Mal unsere Vierbeiner vor
die Trainingswagen spannten. Trotz aller Vorbehalte meisterten wir die
Situationen mehr oder weniger ohne größere Probleme - nicht zuletzt dank
zahlreicher "alter Hasen", die mit Rat (und noch öfter mit "Tat") zur
Verfügung standen und mit uns gemeinsam das Gespann auf den richtigen Weg
führten - oder wieder dorthin zurückbrachten, wenn eine ungewollte
Abzweigung mit einer Fahrt ins Gebüsch (da, wo es so gut duftete, weil
andere Hunde ihre Markierungen hinterlassen hatten) unterbrochen wurde.
2. Lektion: Ein Hund folgt seiner Nase - "gee" und "haw"
sind zweitrangig. Sollte einmal nichts zum Schnüffeln in der Nähe sein,
ist es eminent wichtig, seine eigene Markierung anzubringen.
Wenn beides nicht zutrifft, sieht er bestimmt am Stakeout einen Bekannten,
den er begrüßen will.
Wenn alle drei Situationen nicht zutreffen - Achtung: du hast auf dem
Trail deine Hunde verloren (wer zum Teufel zieht den Trainingswagen?) -
suche sie, ansonsten ist dir das Gelächter im Camp sicher.
Du bist dir ganz sicher, dass dir so etwas nicht passieren kann, denn du
siehst deine Hunde noch vor dir gemütlich traben? Achte auf deine
Schuhsohlen - vermutlich hast du den Schlitten verloren ...
Für alle jene, die mit dem Gedanken spielen, in diese verrückte Welt
einzutauchen: Ganz so schlimm war es natürlich nicht, zu unser aller
Beruhigung (ich denke, ich spreche im Namen aller Rookies) hatte auch der
eine oder andere erfahrene Musher zu kämpfen - besonders wenn 6 oder 8
Pelztiere am Start zu bändigen waren! Nichtsdestotrotz blickte man etwas
neidisch auf diese beeindruckenden Gespanne, die in einem höllischen Tempo
vorbeirasten ....
Diesen ersten (und faszinierenden) Eindrücken folgte eine "Phase des
Herumhängens" - beim gemütlichen Plausch (raten Sie mal, um welches Thema
es meistens ging) konnte man so richtig die Seele baumeln lassen; - auch
unsere Wuffels genossen den warmen Herbsttag sichtlich. Auch diese Zeit
konnte man getrost als Lernphase bezeichnen - es gab immer wieder das eine
oder andere, was man über seine Hunde zu wissen glaubte oder bisher nicht
beachtet hatte ...
3. Lektion: Wenn du deine Hunde gut kennst - fein,
dann hast du viel zu erzählen. Glaub´ aber bloß nicht, du bist der
einzige, - du bist mit Husky-Verrückten zusammen - jeder hat viel zu
erzählen. Wenn du deine Hunde nicht gut kennst - dumm gelaufen, aber halt
wenigstens die Klappe und hör´ zu, wenn dir einer Ratschläge gibt. Du
wirst sie noch öfter brauchen, als dir lieb ist ...
Das Musher-Rookie-Meeting (inklusive Ausrüstungscheck) war ein absolutes
Muss für uns - so dachten wohl alle Neulinge, wie wir auf Grund der
Teilnehmerzahl feststellen konnten. Fasziniert lauschten wir den Worten
von .... und Hans Mallek, die eindringlich auf die Beziehung
Mensch-Hund hinwiesen und mit ihren Ratschlägen und Anregungen versuchten,
uns vor so manchem bösen Fehler zu warnen. Tips fürs Training, Tips fürs
Fressen, Tips für die Mensch-Hunde-Beziehung usw. usw. ....
Nicht angesprochen wurden die Themen: "Wie vermeide ich Probleme mit
meinen pubertierenden Kindern?", "Was tun, wenn mein Chef mich nicht mag?"
und "Mein Nachbar nimmt mir meinen Parkplatz weg!" - trotzdem ein
gelungener Nachmittag, der uns viele Fragen beantwortete ....
4. Lektion: Überanstrenge deine Hunde nicht beim
Training - sie werden es mit dir machen. Dafür erwarten sie Futter und
Wasser. Belohne sie ordentlich. Spare nicht mit Lob - auch wenn sie etwas
falsch gemacht haben (sie machen nur das, was du ihnen beigebracht hast, -
somit auch das Falsche). Du siehst, es ist nicht schwieriger als bei
deinen Kindern!
"Mein Weg mit den Schlittenhunden" - (natürlich nicht meiner, sondern der
von Hans Mallek) ein Plausch über das ferne Amerika, weite Landschaften,
"richtige" Winter - ein Thema, das einem Huskysüchtigen die
"Fernwehtränen" in die Augen drücken konnte. Und wenn mich nicht alles
täuscht, hat der eine oder andere von uns ein bisschen (ehrlich, nur ganz
ein kleines bisschen) neidisch geschaut, - wer hätte wohl nicht gerne
diese Erfahrungen miterlebt ...
So kam es auch, dass noch lange nach Vortragsende das Thema "Amerika/Canada"
im Camp herumschwirrte ...
5. Lektion: Daheim ist es auch schön - wenn
allerdings "daheim" jetzt in Alaska wäre, wäre es natürlich noch schöner!
Tröste dich damit, dass es in Alaska viel zu kalt für dich ist, außerdem
essen die dort drüben ohnehin bloß Junkfood und leben ungesund! Wenn dich
das immer noch nicht auf den Teppich holt, brich´ die Zelte ab und hau´ ab
(aber komm´ zurück und mache einen Vortrag über das Erlebte!).
Anschließend: Eine weitere Nacht im Zelt oder Wohnwagen. Diesmal wurden
die Hunde tatkräftig von den Besuchern einer Raveparty unterstützt - mit
viel Phantasie (schließlich schwelgten wir noch in zukünftige
Alaskaerinnerungen) konnte man die 200bpm als Kriegstrommeln abtun, was
allerdings nicht allen im Camp gelang (offensichtlich war ich einer der
wenigen, die nichts hörten).
Auch am Sonntag standen wieder Trainingsfahrten auf dem Programm . ich
will nicht sagen, dass man die Rookies von der "Originalmushern" nicht
mehr unterscheiden konnte, - aber immerhin, unsere Haltung besserte sich!
Allerdings, - man ging etwas vorsichtiger zu Werke, - immerhin war da noch
der Teichlauf "Das Team - Mensch und Hund". Und - man wollte ja ausgeruht
sein!
Und so kam es, dass 17 Wagemutige die mörderische Strecke rund um die
beiden Teiche, gespickt mit mörderischen Fallen (ausgeheckt vom
mörderischen ...), wagten. Wie in den beiden Tagen zuvor konnte
man allerdings auch hier unschwer das Motto der Veranstaltung
("Familientage in Loosdorf") erkennen - eine bunt gemischte Truppe stellte
sich den Anforderungen der Strecke - Dicke, Dünne, Alte, Junge, Profis,
Amateure (sollten Sie einer der genannten Gruppierungen angehören - es ist
wirklich nicht böse gemeint!), - manche hüpften über die quer liegenden
Bäume, andere (unfreiwillig, da ihre Hunde schon durchgeschlüpft waren)
wählten die Tauchstellung; manche ignorierten die nahe liegenden Teiche,
andere wären dank ihrer Hunde fast ebenfalls "baden gegangen"; manche
hüpften ins Ziel, andere stolperten hinein (und wieder andere krochen fast
hinein) - jeder der Teilnehmer offensichtlich ein Individualist - alle nur
ein Ziel vor Augen: 20 kg Eukanuba, die Belohnung für den Sieger
(allerdings ehrlich zu teilen mit dem Hund)!
So mag es auch nicht verwundern, wenn anschließend bei der Siegerehrung
jeder der Teilnehmer frenetisch beklatscht und gefeiert wurde - immerhin
sprechen wir hier von einer Leistung (ganz besonders, wenn man sich die
wirklich guten Siegerzeiten anschaut), die jeder der Teilnehmer vollbracht
hatte.
6. Lektion: Auch wenn ein gewisser M.P. selbst
mitläuft, - achte auf den Weg. Ein Baum, der quer über den Weg liegt, ist
schneller da, als du denkst. Teilt sich der Weg in eine kürzere und eine
längere Strecke, nimm die längere - M.P. hat es so gewollt (und sonst
frag´ den Fotografen, der am Wegrand steht). Bei solchen Läufen kann es
von Nutzen sein, wasserscheue Hunde als Partner zu wählen ...
Die Videovorführung "Calming Signals" bildete einen wirklich gelungenen
Abschluss zu einem gelungenen Wochenende - so mancher von uns hat wohl in
der einen oder anderen Szene seine Pelztiere wiedererkannt und die
Situation möglicherweise anders bewertet. Einfach toll, was uns diese Frau
mit ihren Beobachtungen im Umgang mit unseren vierbeinigen Freunden zu
sagen hat ...
7. Lektion: Sei nicht immer klüger als jene Menschen,
die wirklich die Augen aufgemacht haben! Ich persönlich weiß jetzt, dass
mir
meine Frau was sagen will, wenn sie am Abend auf der Couch müde gähnt.
Auch das ist offensichtlich bloß ein Beschwichtigungssignal, - wenn ich
nur wüsste, für was? .....
Übrigens, apropos Frau: Alle genanten Vereine (ÖSHS, HCÖ und AMCÖ) waren
natürlich mit ihren Info-Zelten vorort (Kompliment an Heinz Woditschka,
der seine Tipis in Rekordzeit aufgestellt hat), - der rege Zuspruch der
interessierten Veranstaltungsbesucher bewies wieder einmal mehr, wie
wichtig diese Informationen für Husky-Interessierte sind! Danke an alle
Beteiligten, die ihre Zeit dafür zur Verfügung gestellt haben!
Ach ja, vor lauter Begeisterung hätte ich es fast vergessen: Was das mit
einer Frau zu tun hat - sind Sie
verheiratet? Oder haben Sie Kinder?
Dann wissen Sie ja Bescheid! Keiner (und wenn ich schreibe keiner, dann
meine ich es auch so) kommt an einem Shop vorbei - ein Husky-T-Shirt
hier, ein Sticker da usw. - muss ich noch erwähnen, dass meine beiden
Damen wieder einmal neue T-Shirts haben? Mit Huskies vorne drauf, was
sonst? Aber, ganz unter uns - ich hätte auch gerne so eines - damit die
wenigen Menschen, die auf der Welt noch nicht wissen, dass ich
huskyverrückt bin, vorgewarnt werden ....
Das war´s, - das Wochenende in Loosdorf. Es gäbe noch so viel zu berichten
- von Kindern, die ihre Streicheleinheiten unseren Hunden weitergaben, von
Freunden, die man länger nicht gesehen hat, von wirklicher Kameradschaft
und Zusammenhalt, von gut gelaunten Menschen, von schönen und kuscheligen
Hunden (denen wir letztendlich dies alles zu verdanken haben) .....
.... und einem Stau, der sich Gott-sei-Dank schon aufgelöst hatte, weil
wir uns verplaudert hatten und 2 Stunden später als geplant auf
unseren Trail nach Hause gingen ...
Aber ich möchte Sie nicht länger langweilen . kommen Sie einfach nächstes
Mal vorbei, wenn es wieder heißt
4. Sport-Fun Schlittenhundewochende in Loosdorf 2004
Wie Sie sehen, benötigen Sie 7 Lektionen zum Musher -
wenn Sie diese durchgemacht haben, wissen Sie, dass es ein weiter Weg ist,
um perfekt zu werden, aber wer will das schon? Ich denke, keiner von uns -
Rookies und Musher - ist es (oder wird es jemals werden) - aber gemeinsam
- mit unseren Hunden, unter Freunden - macht es einfach mehr Spaß, Fehler
zu machen ...